Der materialistische Gespensterdramatiker Heiner Müller, hier aus ungewohnt kulturanthropologischer Perspektive betrachtet, war ein veritabler Grundlagenforscher über die gewalttätigen Wurzeln des Menschen. Aus der Rückwendung zum anthropologischen Urgrund versuchte Heiner Müller das Potential zur Herstellung einer besseren Zukunft zu gewinnen. Damit der Kommunismus zur wahren Befreiung der Toten führen wird.
Dieser Essay von Uwe Schütte unternimmt eine so unorthodoxe wie überfällige Annäherung an das komplexe Werk Heiner Müllers. Unter kulturanthropologischem Vorzeichen werden zentrale Dramen wie Mauser, Bildbeschreibung oder Verkommenes Ufer Medeamaterial Landschaft mit Argonauten diskutiert, aber auch Gedichte und weithin unbekannte Kurzprosa. Die assoziativ vorgehende Analyse kreist dabei um Stichworte wie Mantik und Kannibalismus oder Opfer und Verausgabung sowie um das Traumzeitdenken der australischen Aborigines, Ritus und Mythos am Beispiel entpersonalisierter Postdramatik, das Schweigen als Urgrund des Theaters, das Kainsmal als Urschrift, schamanistische Jenseitsreisen, prophetische Rede und traumatischer Wiederholungszwang in der Prosa. Abseits gängiger Interpretationsansätze eröffnet sich dadurch ein tiefgreifendes Verständnis für die kulturanthropologische Basis von Heiner
Müllers Schreiben.
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