„Der Tod des Anderen ist der erste Tod.“ Emmanuel Lévinas formulierte mit diesem Diktum einen der spektakulärsten Sätze in der Geschichte der Philosophie überhaupt. Denn der Tod, auf den vorzubereiten schon die antike Stoa als vornehmstes Anliegen philosophischer Praktik charakterisierte, war ihr, wie in einer Art unausgesprochenem Kontrakt, vorab nur dieser eine Tod, den ich zu sterben habe. Der Tod des Anderen war demgegenüber kein anderer Tod, sondern ein nur mehr abgeleiteter, empirischer Modus dieses einen Todes, dessen eigentlicher Sinn sich allein aus der Perspektive der ersten Person erschließen sollte. Dieser Tod der ersten Person bildete von Sokrates bis Heidegger und darüber hinaus das transzendentale Schnittmuster für den Begriff, die Idee, die Vorstellung des Todes im allgemeinen, wie divergent im besonderen die jeweiligen Konzepte auch immer gewesen sein mochten. Den Tod der zweiten Person, des Anderen, versuchsweise einmal zum Paradigma zu erheben, den Tod überhaupt zu denken, stellt dementgegen ein philosophisches Experiment mit bislang noch völlig unabsehbaren Konsequenzen dar. Diesen Konsequenzen nachzuspüren ist Absicht des hier angezeigten Buches.
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