Die Psychoanalyse begann mit Freuds Entdeckung, dass die Symptome seelisch leidender Menschen gegen allen Anschein einen Sinn haben. Folgt man seiner Definition von Sinn, dann ist die Psychoanalyse eine Hermeneutik des Subjekts. Nach der Entlarvung des modernen Mythos vom Subjekt in der Postmoderne ist heute der Einsicht in seine eigentümliche Unhintergehbarkeit aufzuhelfen. Seelisches Leiden wird nur verstehbar, wenn es mit Subjektivität verknüpft wird – allerdings mit der Befindlichkeit eines schwachen Subjekts, das an sich selbst leidet und sich deshalb zu entfliehen sucht. In ihrem neuen Buch begründet Alice Holzhey-Kunz, wie dieses Subjekt, das „nicht einmal Herr ist im eigenen Hause“, begriffen werden muss, wenn der Trend, die psychoanalytische Praxis zu einem störungsorientierten technischen Verfahren unter anderen herabzusetzen, gebrochen werden soll. Orientierung dafür bieten einerseits Sartres Analysen des pour soi und der mauvaise foi, andererseits Heideggers Verständnis des Subjekts als Dasein, das in seiner Befindlichkeit unentrinnbar mit der Last des „Dass es ist und zu sein hat“ konfrontiert ist.
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