Das logische Vorurteil bezeichnet die weit verbreitete Ansicht, die Wahrheit sei nur im Hinblick auf den „Logos“ als Aussage zu verstehen. Heideggers Verbindung der Seinsfrage mit der Wahrheitsfrage in Sein und Zeit geht aus einer intensiven Auseinandersetzung mit echten (Lotze, Husserl) und angeblichen (Aristoteles) Vertretern dieses Vorurteils hervor, das in seinen Augen die Seinsvergessenheit der abendländischen Philosophie überhaupt besiegelt. Anhand der Marburger Vorlesungen im Sommersemester 1925 und im Wintersemester 1925/26 wird dieses entscheidende Element des frühen Denkweges Heideggers geprüft. Der Autor zeigt, wie die zentrale These Heideggers – die Wahrheit als die Erschlossenheit der Zeitlichkeit (d. h. des Seinssinnes) liege der Aussagewahrheit zugrunde – sich trotz des Anscheins der Aporie sinnvoll aussagen lässt, aber nur, wenn ihr transzendentaler Charakter zu retten ist. Um die Schwierigkeiten einer solchen „Rettungsaktion“ zu verdeutlichen, setzt der Autor sich zum Schluss kritisch mit Tugendhats Kritik an Heideggers frühem Wahrheitsbegriff auseinander sowie mit dem Versuch, diesen Begriff in das Lager des Pragmatismus einzuweisen.
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