Sandra Pravica nimmt in ihrem Buch eine Neubewertung der epistemologischen Arbeiten des französischen Philosophen Gaston Bachelard vor. Sie bestimmt den Grundgestus seines Philosophierens als “tentativen” und stellt es als einen Beitrag zur methodischen Erneuerung der aktuellen – immer noch vorwiegend analytisch geprägten – Wissenschaftsphilosophie dar.
Bisher wurden Bachelards wissenschaftsphilosophische Schriften vornehmlich im Schema eines ‚Vorläufertums‘ zu Denkern wie Georges Canguilhem und Michel Foucault rezipiert. In der Folge verortete man den Autor außerhalb des Mainstreams und nahm seine originellen Konzepte nicht als wissenschaftsphilosophische Interventionen zur Kenntnis.
Auf zweierlei Weise rehabilitiert Sandra Pravica Bachelard als Wissenschaftsphilosophen. Zum einen untersucht sie sein Denken im Verhältnis zum logischen Empirismus und revidiert die gängige Einschätzung von Bachelard als Antagonisten dieser Bewegung. Zum anderen arbeitet sie anhand der Eigenheiten seiner Texte seine spezifische Vorgehensweise heraus, welche – unter anderem in sprachlicher Hinsicht – provisorisch und versuchend verfährt und die grundsätzliche Vorläufigkeit des naturwissenschaftlichen Forschens in das eigene philosophische Verfahren zu integrieren sucht. So ergeben sich Anknüpfungspunkte zu späteren Denkern der Differenz und zu aktuellen Debatten, etwa den Science Studies und der Medienphilosophie.
Sandra Pravica forscht und lehrt als Philosophin und Wissenschaftshistorikerin in Berlin.
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