Botho Strauß’ Texte sind nicht nur von Mythos und Allegorie durchdrungen, sondern auch von deren Theorie. So ist sein Roman Der Junge Mann insofern der Postmoderne zuzurechnen, als er eine neue Lesart der Moderne vorschlägt. Damit teilt er das Anliegen und die Bühne poststrukturalistischer Theorie, die mit modernen Philosophen ausstaffiert ist (von Derrida bis zu Heidegger und Freud, von Foucault bis zu Artaud und Nietzsche). Die Arbeit weist nach, wie eine Serie moderner Autoren (Baudelaire, Genet, Thomas Mann) in diesem Sinne in Strauß’ postmodernes Revier gehören, oder auf den intertextuellen Bahnen allegorischen Schreibens (Benjamin) oder symbolischen und mythischen Schreibens (Hofmannsthal und Rilke) auftauchen. Zugleich wird eine Historisierung des Mythos im Lichte der parallelen Entwicklungen von Technologie und Unbewusstem vorgenommen: Uhr, Kino und Telefon in Strauß’ Texten erscheinen als umgekehrte „endopsychische Mythen“. Sie projizieren den internen Bildschirm auf die Außenseite: als Mythen, Wahnvorstellungen und als Effekte der Medientechnologie.
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