Situiert im Schnittpunkt von Psychoanalyse, Kulturgeschichte und Textanalyse, rekonstruiert die Studie Konfigurationen der Gewalt in Prosa und Lyrik von Gertrud Kolmar und in Schriften von Emmanuel Lévinas. Aus Korrespondenzen zwischen theoretischen und literarischen Motiven wird eine Lektüre entwickelt, in der auf den Zusammenhang von Alterität, Gewalt und Antlitz bezogene Bedeutungsfiguren in den Schriften von Lévinas und Kolmar einander entziffern und kommentieren. Die Lektüre fächert sich auf in drei Sequenzen: In einer Überblendung theoretischer (De)Konzeptionen des Anderen bei Lévinas und in der Psychoanalyse Freuds und Lacans werden Modalitäten der Identifikation des Anderen untersucht. Die zweite Sequenz markiert Momente der Konversion in Kolmars Texten und lokalisiert deren Schreibposition in der Duplikation zweier rhetorischer Gesten – der Apostrophe und der Apotrope. Figuren der Verwerfung, die das antisemitische Phantasma strukturieren und im Realen der Endlösung wiederkehren, werden in der dritten Sequenz diskutiert. Ihre Analyse rekurriert auf Beschreibungen einer Logik der Ausschließung bei Lacan, Lévinas, Lyotard und Adorno/Horkheimer sowie auf Kristevas Theorie der Abjektion.
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