Das Werk des österreichisch-deutschen Künstlers Anselm Kiefer zeichnet sich durch eine Ästhetik des Prozesses aus, die den vorläufigen Charakter von Kunst zum Ausdruck bringt. Seine provokanten und ironischen Arbeiten zeigen, dass der künstlerischen Geste eine Ambivalenz zugrunde liegt, die unser Urteilsvermögen immer wieder herausfordert.
Anselm Kiefer, der mit seinen Besetzungen und Heroischen Sinnbildern in den 1970er Jahren auf provokante und kritische Weise versuchte, die Faszination aufzuarbeiten, die der Nationalsozialismus auf die Mehrheit der Deutschen ausgeübt hatte, leistet in seinem Werk eine besondere Verknüpfung von Ästhetik und Ethik. In dem späteren Werk The Shape of Ancient Thought findet er zu einer „Ruinenästhetik“, die das Werk als etwas zeigt, das als solches unbeständig und vergänglich ist. Das Vorläufige dieser Kunst, ihr „Zeitkern“ (Adorno), macht ihren Eigensinn aus und deklariert dadurch eine Autonomie, die nicht in einer ideologischen Positionierung aufgeht, sondern aus einem ästhetischen Übergang entsteht. Dadurch setzt sich das Kunstwerk immer auch mit sich selbst und seiner Rolle in der Geschichte auseinander.
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