Gibt es eine spezifische Zeitlichkeit der Moderne? Wenn ja, welche politischen Implikationen hat sie? Diese Fragen diskutiert Jacques Rancière in vier Vorträgen, in welchen er die Erzählformen von Werken der Literatur, des Tanzes und des Kinos untersucht, die in seinen Augen paradigmatisch für die ästhetische Innovationskraft der Moderne stehen.
Als zentrales Merkmal der ästhetischen Moderne betrachtet Rancière eine spezifische Zeitlichkeit, die durch Erzählformen implementiert wird. Im Gegensatz zu einer an aristotelischen Maßstäben orientierten Erzählung, die eine Zeit instituiert, die denen vorbehalten bleibt, die das Privileg haben, ihrem Handeln Sinn zu verleihen, eröffnet die moderne Ästhetik Wege zu einer enthierarchisierten Zeit, in der alle Augenblicke gleichwertig sind. So ermöglichen Werke wie Der Mann mit der Kamera – ein Film, der aus Handgriffen einfacher Arbeiter die Symphonie der kommunistischen Gemeinschaft komponiert – neue Aufteilungen des Sinnlichen und eröffnen neue Wege, sich den Raum der alltäglichen Erfahrung emanzipativ anzueignen. Rancière verfolgt diese Entwicklung bis in die Gegenwart und zeigt so, wie aktuell das utopische Projekt der ästhetischen Moderne heute immer noch ist.
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