Radikales Denken ist als solches auf den unauslotbaren Horizont der Weltzeit bezogen und fragt nach einem „Letzten“. Jacques Derrida bezeichnet dieses „Letzte“ als „différance“ – Grundvoraussetzung für die gesamte Zeit wie auch Räumlichkeit, aber auch für die Sprache und jedes System. Weil die „différance“ als der Ursprung von allem alles übersteigt, lässt sie sich nur durch Negationen kennzeichnen. Dionysius’ Ausgangspunkt jedoch ist die Offenbarung des lebendigen Gottes in den „Heiligen Schriften“ der Bibel. Da sich Gott als unergründliches Geheimnis zu erkennen gibt, können es nur Negationen zur Sprache bringen. Das Vorgehen wie auch die Begriffe für Gottes alles überragende Transzendenz schöpft Dionysius aus neuplatonischen Überlieferungen. Seine „negative Theologie“ dient der Vergegenwärtigung der verheißenen Zukunft Gottes jenseits menschlicher Welterkenntnis.
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