Dietmar Goltschnigg
Die Fackel ins wunde Herz
Kraus über Heine. Eine "Erledigung"? Texte, Analysen, Kommentar
Karl Kraus hat in der „Fackel“ gegen Heinrich Heine jahrzehntelang einen unversöhnlichen Strafprozess geführt, der nunmehr erstmals in seiner komplexen intertextuellen Vernetzung vollständig dokumentiert wird. Darin erscheint Heine als Inbegriff der verabscheuten Moderne, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts ihren Ausgang genommen und – so Kraus – ihre apokalyptische, mit einem totalen Wertzerfall verbundene Fortsetzung um die Jahrhundertwende in Wien gefunden habe. Mit seinen obsessiven, polemischen Angriffen projizierte der Wiener Satiriker das eigene Judentum auf den Pariser „auslandsdeutschen Literaturjournalisten“ als seinen geistesverwandten Rivalen und Stellvertreter, um seine zeitlebens forcierte Assimilation, seine „Entjudung“, zu vollenden. Es erhebt sich die Frage, ob der drakonische Strafrichter mit dieser „Erledigung“ nicht selber dem von ihm vehement geleugneten „jüdischen Selbsthass“ zum Opfer gefallen ist.
Der Band enthält zudem eine Darstellung der kulturgeschichtlichen Voraussetzungen und der intertextuellen Zusammenhänge, einen ausführlichen Kommentar und einen Anhang, bestehend aus Zeittafeln, Bibliographie, Werk-, Sach- und Personenregister.
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