Mit der Sehnsucht und der Finsternis versucht Schelling uns die vorweltliche, vorsprachliche Phase, den Grund von allem Sein und Denken, spekulativ zu verdeutlichen. Daher steht die Welt als solche, die Regel und die Ordnung, nicht im Mittelpunkt des Buches. Die weitaus interessantere Frage scheint zu sein: Was war vor der Welt?
Schellings Philosophie zeichnet sich – besonders deutlich seit der Freiheitsschrift (1809) – dadurch aus, dass sie eine Theorie der Sehnsucht entwickelt, die ihren Ausgang von Fichtes subjektividealistischem Begriff des Sehnens nimmt und diesen zugleich überschreitet. Dabei gewinnt die Sehnsucht an sprachtheoretischer Bedeutung. Kömürcü stellt diese den Sprachkonzeptionen des 20. Jahrhunderts gegenüber, etwa jener Lyotards oder Heideggers. Nicht die „Sprache spricht“ (Heidegger), sondern das personaliserte Andere: Sprache ist auf Persönlichkeit, das heißt auf Selbstverhältnisse angewiesen. Die Konsequenzen dieser präexistierenden, wortsuchenden Sehnsucht deutet Kömürcü in Anlehnung an die bislang kaum beachteten Stuttgarter Privatvorlesungen (1810) Schellings anthropologisch und anarchopolitisch.
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