Hartwig Zander
Fernand Deligny
Kinematografische Radikalität und pädagogische Nähe. Freigelegt, fragmentiert und aufgewiesen mit Robert Lagadeuc
Ausgehend von Sartres Spaltung des Bewusstseins in eine thetische und eine nicht-thetische Reflexivität entdeckte Fernand Deligny in seiner pädagogischen Arbeit die „geringste Geste“. Sie bezeichnet die Grenze des Sagbaren, unseres Fragens nach dem Warum. Mit seinem Antifilm, der nur noch nach dem Wie fragt, eröffnet Deligny der Praxis Perspektiven.
Fernand Delignys Texte sperren sich gegen Erklärungen. Die gebildete Rede „über“ bleibt ihnen fremd. Seine Sätze gelten nur denen, welche sie sich zueigen machen, um mit ihnen zu operieren. Fernand Deligny. Kinematografische Radikalität und pädagogische Nähe ist der Versuch, heterogene Text- und Bildelemente aus Delignys Werk, das im deutschsprachigen Raum bisher noch kaum bekannt ist, operativ zu assemblieren. Sie spüren der Struktur der Bilder in Delignys Film Le Moindre Geste (1971) nach. Am „Sehpunkt“ – point de voir – lösen sich die Übergriffe der Sprache, die „Gesichtspunkte“ kulturell präformierten Sehens auf. Das ins Bild aufgenommene Ereignis ist nichts mehr als „geringste Geste“, Vorfälle, „sanfteste Bewegungen“ – wie die Initiative eines geistig behinderten Jungen, Knoten zu bilden.
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