„Im Anfang war das Wort“. Gehört das Wort immer noch Gott allein? Oder soll das Subjekt der Sprache Gott das Wort entwenden, wie einst Prometheus den Göttern das Feuer? Wenn das sprechende Wesen in der Lage ist, Übersetzungen von verdrängten traumatischen Erfahrungen in manifeste sprachliche Inhalte vorzunehmen, wird die Stimme Gottes in der Psychoanalyse vernehmbar, und die Seele selbst vollbringt Wunder.
Es geht um die Wunder, die die Seele mit ihren Übersetzungen von unbewussten und kryptischen Texten zu manifesten sprachlichen Inhalten vollbringen kann. Mit dem Wort Wunder kommt die Dimension des Göttlichen ins Spiel. Bis jetzt wurde dieses Wort vom ekklesiastischen Diskurs der Kirche monopolisiert. Aber die Wunder, die von außen kommen, haben nicht den gleichen Wert wie diejenigen, die die Seele selbst vollbringt. Die Legende vom Heiligen Lazarus lehrt, dass er durch das Wunder Jesu aus dem Reich der Toten zurückgekehrt ist, noch dreißig Jahre gelebt, aber niemals mehr in seinem Leben gelacht hat. Die Kirche interpretiert dies in ihrer Art: Wenn man vom Diesseits ins Jenseits geblickt hat, verliert man die Verbindung zum Diesseits. Die Psychoanalyse würde dies als Übergriff bezeichnen. Auch in der Psychoanalyse wird nur gesprochen. Es wird assoziiert, erinnert und gedeutet. Gibt es zwischen Religion und Psychoanalyse eine Verbindung, die nicht auffallen darf?
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