Mit dem Fürwort “ich” behauptet sich der Sprecher als erste Person in der Einzahl. Das Wort steht für Individualität, Subjektivität, Unverwechselbarkeit. Dennoch ist es im Sprachgebrauch ein mehrdeutiges Wort, eine Art Joker, der sich versetzen lässt, je nachdem, in welcher Redeperspektive er gebraucht wird – ob im Gespräch, in einem Zitat, in einer Rollenprosa, auf der Bühne oder “im Namen” einer höheren Instanz.
Die vorliegenden Erzähltexte sind als ein literarisches Experiment angelegt, das die Rhetorik des “Ich”-Sagens auf ihre Möglichkeiten und auf ihre Grenzen hin prüfen soll. In LXXVII Monologen kommen 77 imaginäre Gestalten zu Wort, monster-, gespenster-, engelhafte Wesen, aber auch Objekte aus der Dingwelt, die allesamt bedenkenlos und ungeniert “ich” sagen, obwohl sie über kein souveränes “Ich” verfügen – sie sprechen nach dem Diktat des Autors und sie sagen “ich” gemäß der Rolle, die sie zu spielen haben. Ob und wie das geht, zeigen die hier dokumentierten “Selbstversuche”, bei denen nicht nur eine “Angstselige”, ein “Zwillinger” und ein “Ladenhüter”, sondern auch ein “Odradek” und selbst der Schreibtisch des Verfassers in der ersten Person der Einzahl zu Wort kommen.
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