Ist das Gedicht, als einst erhabene Tat des Einzelnen, in der gnadenlosen digitalen Entscheidungskette zwischen 0 oder 1 überhaupt noch in seiner Verführung erlebbar? Was, wenn der kollektive Hypertext den Code des individuellen Autors wie selbstverständlich auslöscht? Und kann man nach 0 oder 1 überhaupt noch Gedichte schreiben?
Ja, hacken macht frei.
Ivanceanu beantwortet solch besorgte Fragen mit Texten, die das Odium einer vergnügten Plünderung von Analog & Digital verströmen. Postbarocke Üppigkeit der Metapher paart sich hier mit geilen Visionen, schrille Gestalten onirischer Herkunft vergreifen sich an halluzinogenen, sich selbst verspottenden Mythosfragmenten, welche wiederum in telematischer Videoparanoia clipartig zersplittern. Aber auch die guten alten Wirkungsgefühle – Wut, Trauer, Liebe, Begehren – würfeln sich ironisch im Sampling zusammen. Aus der Schwere der Tradition entschlüpft und im freien Fall jubilierend, werden diese Gedichte zu energetischen Keulen: Kraftschreie eines melancholischen Berserkers im poetischen Freudenhaus.
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