Georgieff legt mit dieser Arbeit die erste umfassende Darstellung zur proletarischen Freikörperkultur vor. Die um die Jahrhundertwende einsetzende „Freisetzung“ der Nacktheit nimmt bei der proletarischen Freikörperkulturbewegung aber schon bald einen ambivalenten Charakter an: Sie ist progressiv und regressiv zugleich. Ihre naturalistische Utopie strebte zwar die Befreiung des Körpers aus seiner Verdrängung an, gleichzeitig aber war Nacktheit in der Öffentlichkeit nur tolerierbar, wenn jeder Zusammenhang mit der Sexualität strikt geleugnet wurde. Die sich schon in den 20er und 30er Jahren abzeichnende schleichende „Postmodernität“ der proletarischen Freikörperkultur als der bedeutendsten Richtung des deutschen Naturismus mündet in den 80er und 90er Jahren dann endgültig in eine exklusive Anonymität der neuen Nackten, bei denen die alten Ideale keine Rolle mehr spielen. Was bleibt, ist die Erinnerung an den Verlust einer Utopie, die einst eine neue Kultur und einen neuen Menschen zu erschaffen suchte.
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