In den gängigen soziologischen Interpretationen des Mai 68 wird das Ereignis als Ereignis negiert, so Rancières Diagnose. Demgegenüber gilt es, eine Deutung des Mai 68 vorzulegen, die seinem Ereignischarakter gerecht wird.
Aus soziologischer Perspektive stellt der Mai 68 nichts weiter als eine „imaginäre Revolution“ dar: Je nach Lesart Ausdruck der hedonistischen Bestrebungen entweder einer ganzen Generation oder bloß einer bestimmten sozialen Gruppe (der Studenten). Die Ursprünge des Mai 68 sind in dieser Perspektive ebenso schnell erklärt wie die seines „Scheiterns“. Rancière hält dieser Auffassung eine Sichtweise entgegen, die den Mai 68 als Ereignis fasst, das als solches die gewöhnliche Zeitlichkeit aussetzt und die Politik einer Aushebung jeglicher Hierarchien der Kenntnisse und Vermögen betreibt. In einer beschleunigten Zeitlichkeit wird auf diese Weise eine Gemeinschaft von Gleichen nicht als Ziel verfolgt, sondern im Hier und Jetzt realisiert.
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