Das Thema mobilisiert Emotionen. „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.“ Für wen gilt das? Wie soll es gelten? Soll es überhaupt gelten? Wer soll auf Arbeit angewiesen sein, um sein Brot zu verdienen? Wie ist die vorhandene Arbeit zu verteilen? Unter welchen Bedingungen soll der Zugang zu sozialstaatlichen Leistungen stehen?
Das sind Fragen, um die man nicht herumkommt. Spätestens mit der Ausbreitung der Massenarbeitslosigkeit geben sie sich als gesellschaftliche Grundsatzfragen zu erkennen. An sie knüpfen konfligierende Interessen und Anschauungen. Die Auseinandersetzung um sie ist entsprechend konfliktreich. Über Notwendigkeiten, das gesellschaftliche Verhältnis von Arbeiten und Essen zu reorganisieren, lässt sich viel reden. Aber damit ist sozialwissenschaftlich erst wenig gesagt. Denn Politik an den Grenzen des Arbeitsmarktes muss sich in einer turbulenten Umwelt zurechtfinden. Alte Solidaritäten, Interessenkonvergenzen und Kollektiv-Akteure errodieren, die Ausbildung neuer zeichnet sich nur undeutlich ab. Um die Zukunft von Arbeitsmarkt und Sozialer Sicherung im Kontext von Individualisierungs- oder Sozialisierungsprozessen sind zur Zeit zähe Interpretationskämpfe im Gang. Man muss sie verstehen lernen, um in ihnen zu bestehen.
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