Neben Gestade legt auch Bleibe ein Zeugnis von jener besonderen Freundschaft ab, die Jacques Derrida und Maurice Blanchot verbunden hat.
Blanchots Werk von 1994, Der Augenblick meines Todes, das den Beinahe-Tod (s)einer Erschießung durch die deutschen Besatzer am 20. Juli 1944 schildert, war Anstoß für diese Schrift. Darin befragt Derrida die Literatur nach ihrem Verhältnis zu Tod, Leiden oder Passion und das Zeugnis nach seinem Verhältnis zu Wahrheit, Literatur und Fiktion.
Eine Reinheit oder Unschuld des Zeugnisses gibt es nicht. Es ist immer der Fiktion bedürftig, schwebt in Gefahr des Meineids – so auch die „autobio-thanatographische“ Erzählung Blanchots. Bei aller Freundschaft unterlässt es Derrida nicht, sich mit den politischen Einsätzen dieser Schrift als möglicher Rechtfertigung auseinanderzusetzen. Am Ende wird nicht nur die Aporie des Zeugen als eines Überlebenden sichtbar, sondern auch die Aporie eines Lebens, welches das unmittelbare Bevorstehen des Todes zwar überlebt hat, aber damit auch schon einen Tod
gestorben ist.
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