Mit An den Rändern des Politischen legt Jacques Rancière Anfang der 1990er-Jahre den ersten systematischen Entwurf seines politischen Denkens vor und stellt damit die Weichen für seine späteren Interventionen in der politischen Philosophie und Ästhetik.
Das Politische ist die Begegnung zweier verschiedenartiger Prozesse: der Regierung und der Gleichheit. Der erste besteht darin, die Gemeinschaft der Menschen und ihre Zustimmung zu organisieren; er beruht auf der hierarchischen Verteilung sozialer Plätze und Funktionen. Rancière nennt ihn „Polizei“. Der Prozess der Gleichheit beruht demgegenüber auf dem Spiel all jener Praktiken, die sich bemühen, das Postulat der Gleichheit aller Menschen zu verifizieren. Der Ausdruck, der am besten geeignet ist, um dieses Spiel zu bezeichnen, ist Emanzipation.
Die hier versammelten Texte nehmen die Politik von gewissen Grenzpunkten aus in den Blick: von ihrem Ende, das manche in den 1980ern verkündeten; von ihren Ursprüngen, so wie die Philosophie seit Platons Staat sie sich gern vorgestellt hat; von ihrer Überschreitung in der utopischen Konzeption des Gemeinschaftskörpers; von ihrem Außen, das von der Literatur bildlich dargestellt wird; und schließlich von ihrer Krise, die das Auftauchen neuer Formen des Rassenhasses im konsensuellen Europa zu illustrieren scheint.
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