Poetisches Denken ist die transformierende Kraft im Wechselverhältnis von Sprach- und Lebensform. Diese Kraft wirkt, wenn sich ein Subjekt auf dialogische Weise im kreativen Sprechen konstituiert. Damit verändern sich zugleich die Weisen, wie wir wahrnehmen, fühlen, verstehen – kurz: wie uns die Welt erscheint.
Dieses Buch entwickelt eine poetologische Anthropologie und beantwortet damit die Frage nach dem Menschen neu. Die westliche Rationalität hat einen enorm erfolgreichen Zugang zur Welt entwickelt, dem das Zeichendenken sowie das Subjekt-Objekt-Denken zugrunde liegen. Beides führt jedoch mittlerweile zu gesellschaftlichen Problemen, die dem Überleben des Menschen gefährlich werden. Das poetische Denken plädiert für eine größere Vernunft. Um diese einzuüben, müssen die Wirklichkeit (einschließlich der Naturwissenschaften), der Leib, die Stimmungen und der ganze Mensch neu gedacht werden. Dazu bedarf es eines Denkens der Sprache als Kognition und Kontinuum, um die Sinnentstehungsprozesse zu verstehen. Weiterhin müssen das Ich und der Andere im Ich und Du zu einer Subjekt-Subjekt-Beziehung gelangen. Sprachbewusstsein und Dialogik können so Präsenz neu begründen.
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