Die westlichen Demokratien sind im Begriff, sich ihrer eigenen Grundsätze zu vergewissern. Allerdings sind diese nicht allesamt spezifisch westlich. Sie wirken als Imperative für das konkrete politische Handeln im Allgemeinen, insofern es sich an der Freiheit orientiert. In dieser Freiheit, so Helm, besteht der Sinn der Achsenzeit.
Tragische Verzweiflung und verbrecherische Ungerechtigkeit hinzunehmen, ist Barbarei – nicht Zivilisation. Ein solches Sein ist auf jenem Wege zu verlassen, den die wirkmächtigste Erzählung unserer Kultur gewiesen hat, die vom Auszug aus Ägypten. Im Ersten Gebot ist der Schritt heraus aus dem Einflussbereich mythischer Mächte formuliert. Während der im Anschluss an Jaspers sogenannten Achsenzeit ist in allen Hochkulturen das Bewusstsein entstanden, dass Menschenopfer vergeblich sind und eine gerechte Gesellschaft möglich ist. Echtes politisches Handeln kann nicht gegen das Menschheitsprojekt der Achsenzeit gerichtet sein, auch nicht dialektisch. Wie Franz Helm mit phänomenologischen Mitteln zeigt, bleibt der historische Moment der Achsenzeit als Freiheitsmotiv im zeitgenössischen politischen Handeln wirksam und uns nach mehr als zweieinhalb Jahrtausenden auf diese Weise als politischer Imperativ erhalten.
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