Hermann Levin Goldschmidt
Philosophie als Dialogik. Band 1
Frühe Schriften / Werkausgabe in neun Bänden
„Wo ein Widerspruch laut wird, dort, meint man, sei etwas falsch, statt zu begreifen, dass dort, wo kein Widerspruch vorliegt, etwas falsch sein muss.“ In diesem Satz spricht sich Goldschmidts Kernthese aus. Wird die wissenschaftlich notwendige Widerspruchsfreiheit verabsolutiert, so wird sie zur jeden Widerspruch totalisierend ausschließenden Ideologie und damit zur Unfreiheit selbst.
Die Dialogik formuliert in wissenschafts- wie gesellschaftskritischer Absicht die Forderung der „Freiheit für den Widerspruch“. In entschiedener Abhebung von allen pandialogistischen und kommunikationstheoretischen Ansätzen besteht Goldschmidt auf der vollen Ebenbürtigkeit jeden Gegenübers, das zum Dialog herausfordert. Statt des immer noch vorherschenden Ich/Du-Gleichgewichts geht es der Dialogik um das Entweder-Und-Oder des Du/Du-Gleichgewichts als so unaufhebbarer Widerspruch, den bewusst auszuleben – anstatt fragwürdiger Einheit – kritische Einigkeit heraufführt.
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