Leben ist das Grundlegendste und Unmittelbarste, das jeweils nur im Hier und Jetzt stattfindet; gerade deswegen entzieht es sich dem Denken. Wie lässt sich ein Abstand zu ihm gewinnen, durch den die volle Unmittelbarkeit zu uns vordringt?
Seit Platon war die Philosophie in Versuchung, das Leben in zwei zu teilen: rein biologisches, auf den Stoffwechsel beschränktes Leben gegenüber dem „wahren Leben“, auf der Seinsebene oder im Anderswo, das sich uns immerfort entzieht. „Leben“ bleibt dabei letztlich ungedacht und der Binsenweisheit überlassen – oder einer populären Sub-Philosophie. Im Dialog zwischen westlichem und chinesischem Denken erörtert Jullien die Begriffe, die zu einer strategisch gedachten Philosophie des Lebens
führen können: Gegenwart und Anwesenheit, die Dynamik von Aufschwung und Rückzug gegenüber der Starre der Evidenz, der Grundstock aus Unentschiedenheit, in dem Gegensätze noch ungetrennt ineinander überfließen, und das Zwischen des Lebens, das dem Augenblick gewährt, ohne diskursive Vermittlung zu uns durchzubrechen – wie Zhuangzi sagt: „das Durchscheinen des Morgens“.
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