In dieser Untersuchung, die zehn Jahre nach dem Tod des berühmten Kunsthistorikers neu aufgelegt wird, zeigt Sir Ernst H. Gombrich, dass die Rolle des Judentums im geistigen Leben Europas nicht auf rassistische Anlagen, sondern auf lang wirkende soziale Entwicklungen zurückzuführen ist.
Ernst H. Gombrich verwirft den Begriff der jüdischen Kultur. Das Konzept jüdischer Kunst, so zeigt er, gründet sich keinesfalls auf dem Selbstverständnis der KünstlerInnen. Es sei vielmehr ein Produkt derer, die die Kunst und Literatur von Kunstschaffenden jüdischen Glaubens oder jüdischer Herkunft diffamieren wollten: „[.] ich bin der Meinung, dass der Begriff der jüdischen Kultur von Hitler und seinen Vor- und Nachläufern erfunden wurde.“ Diese Fremddefinition führt Gombrich auf die Verschiebung sozialer Hierarchien im Übergang von der Feudalherrschaft zum Kapitalismus zurück. Weil Juden der Landbesitz versagt war, nahmen sie als erste soziale Schlüsselpositionen in Handel und Finanzwesen ein. Erst dadurch wurden sie – vor ihrer Herkunft und ihrer Nationalität – als Juden wahrgenommen. Ernst H. Gombrich gelingt es, den jüdischen Mythos zu Gunsten eines humanistischen Denkens zu dekonstruieren.
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