Die Zahl der Architekten wächst, die aufgrund der Unruhe, die in der Welt ist, eine „architecture parlante“ der Abwehr ersinnen. Unterschiedlichste Projekte sprechen von der globalen ‚Gewitterstimmung’, die es zu ertragen gilt. Die luftigen Utopien sind verweht, der Rückzug in komfortable Sicherheitstrakte wird vorbereitet.
Wie alle Künste spiegelt auch Architektur die Gesellschaft wider, in der sie entsteht. Arche_tektur schlägt einen Bogen von der frühen Moderne bis ins 21. Jahrhundert. Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat die Zahl der demonstrativ gepanzerten Häuser zugenommen: Gehäuse voller Geheimnisse, von der Psyche ihrer Erbauer oder Bewohner geprägt. Wenn sich die Bewohner der abgeschotteten Häuser inwendig nach und nach heimisch fühlen, dann schaffen sie sich ihre ‚Wunderkammern’, die im Laufe der Jahre zu Zeitkapseln werden, zu Archen der brauchbaren oder lieb gewordenen Dinge. Kapselbauten, die auf eine scheinbar unaufhaltsam sich nähernde unsichere Zukunft verweisen.
Ulf Jonak, geboren 1940 in Köslin, ist Professor für „Gestaltung“ und „Architekturtheorie“ an der Universität Siegen. Er hat mehrere Bücher und zahlreiche Aufsätze zur Architekturtheorie veröffentlicht.